Wasser ist immer und überall in Bewegung.
Stille Wasser sind meist tief, und klare Wasser sind meist kalt.
Das Leben formt den Menschen, wie Wasser den Stein.
Amman iman – Wasser ist Leben.
Selbst wer am Wasser lebt, verschwende nicht das Wasser.
Trinke aus der Quelle, solange sie sprudelt.

Als «nicht gewinnorientierte» Genossenschaft haben wir ein Ziel:
Die Versorgung der Stadt Rapperswil-Jona mit Trink-, Brauch- und Löschwasser. Fortwährend in bester Qualität, genügender Menge und Druck.

Geschichte der alten Rapperswiler Brunnen

Der älteste Brunnen der Stadt Rapperswil war ein Sodbrunnen im Schlosshof, welcher sich beim Pulverturm befand Xaver Rickenmann schrieb um 1890: «Die Haken, an welchen die Eimer aufgehängt wurden, sind noch alle in der Mauer». Ein Röhren- oder Tüchelbrunnen bestand seit dem 14. Jahrhundert. Die offenen oder geschlossenen Tüchel – mit einem Näpper durchbohrte Baumstämme – wurden bis zu ihrem Gebrauch im Tüchelweiher gewässert. Dieser lag östlich ausserhalb der Stadt und übertrug seinen Namen auf das heute dort bestehende Grundstück. Die Hauptquelle für das Trinkwasser entsprang unweit des Spitalerhofs in der Tägernau, wurde in einer Brunnenstube ob der Joner Mühle gesammelt und von da in Tücheln über die Jona den Stadtbrunnen zugeleitet. Die Wasserleitung war nur wenig tief im Boden verlegt, so dass sie im Winter oft gefror und im Sommer unangenehm warm wurde. «Am 18. August 1611 hatte die hochgehende Jona die Tüchel über der Jona weggerissen» – BRENY: OECHSLIN CHRONIK. Das Kapuzinerkloster bezog das Wasser durch Föhrentüchel vom Platzbrunnen (Hauptplatz). Die Einrichtung hatte ein Edelmann aus dem Elsass bezahlt.

Die anfänglich in Holz gebauten Tröge wurden im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts in Stein angelegt. Mandate und eigens bestellte Brunnenvögte sorgten dafür, dass die Stadtbrunnen nicht verunreinigt wurden.

Die Stadt besass 1692 «unterschiedliche schöne und kühle Springbrunnen» Hans Erhard Escher – Beschreibung des Zürich-Sees, Zürich 1692.

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Folgende Brunnen wurden in den Quellen hauptsächlich genannt: Platzbrunnen, oben am Hauptplatz; Halsbrunnen auf dem Halsplatz (heute Engelplatz); Fischmarktbrunnen, östlich des Heiliggeistspitals; Brunnen in der Webergasse; Brunnen in der Marktgasse, gegenüber der Metzg.

 

Der Hauptplatzbrunnen

Am Ende des 16. Jahrhunderts hat der Rat der Stadt «den nüwen steinigen Brunnnen oben an der brot Louben» machen lassen. Wie die Einsiedler Zeichnung zeigt, war es ein Renaissancebrunnen mit sechseckigem Becken und balusterförmiger Brunnensäule, auf welcher eine Steinplastik eines Fähnrichs (Platzbrunnenmann) stand. 1727 wurde die Brunnenplastik überholt (Ratsprotokoll, B 31, 25. Januar 1727). 1734 erneuerten die Steinmetzen BERNHARD HELBLING und sein Sohn FIDEL die Brunnensäule/Stud, für welche Arbeit sie das Bürgerrecht erhielten! Dieser Brunnen blieb bis 1835, als ihn die spätklassizistische, heute noch bestehende Anlage ersetzte Vielleicht ist er 1836 entstanden, als die Kapelle an der Kirchenstiege entfernt und an deren Stelle eine Säulenterrasse erstellt wurde. Das Werbeblatt des Freihof vom Jahr 1841 zeigt den Brunnen zum ersten Mal.

Der runde gerippte Kelchtrog mit Lippenrand setzt sich aus zwei kalksteinernen Schalenhälften zusammen (Jurakalk aus Solothurn). Die kannelierte Brunnensäule mit Lotuskapitell steht über rosettenverziertem Postament (Brunnenstock mit zwei Ausgüssen) und trägt über eine Deckplatte eine bekrönende Vase, welche die Kelchform des Beckens wieder aufnimmt. Ehemals führten im Kreis angeordnete Stufen zum Brunnen, die bei der Neugestaltung des Kirchenaufstiegs im Jahr 1897 verschwanden. Auch in der veränderten Umgebung behauptet sich der schöne Brunnen und gibt dem Platz eine sammelnde Ruhe.

 

Der Hals- oder Engelbrunnen

Der Brunnen steht auf dem Halsplatz (Engelplatz) vor dem Haus zum Engel. Der alte Brunnen, wie ihn ein Sammelblatt von FRANZ HEGI zeigt, bestand aus einem polygonalen Becken mit balusterförmiger Brunnensäule, die ein ovales, nicht identifizierbares Bildwerk aufnahm. Der Brunnenbezirk war durch ein Kranz von Steinsockeln markiert. 1806 ist die Anlage erneuert worden. Der jetzt bestehende Brunnen stammt aus den Jahren 1857/58. Das breit ausladende ovale Kalksteinbecken über stark eingeschnürtem Fuss nimmt eine sich verjüngende Brunnensäule auf, die über gelapptem Kelchkapitell mit Deckplatte einen Pinienzapfen trägt. Die zwei Brunnenröhren stecken im Maul reliefierter Löwenmasken. Der Brunnen steht auf dem ehemaligen Empfangsplatz von Rapperswil, führte doch hier die einzige Strasse vom Land her in die Stadt. Der heutige Brunnen wird der städtebaulich wichtigen Funktion am Gabelpunkt der unteren und oberen Halsgasse (heute Herrenberg) gerecht.

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 Hauptplatzbrunnen (links), Hals- oder Engelbrunnen (rechts)

 

Der Fischmarktbrunnen

Der Fischmarktbrunnen stand ehemals östlich des alten Spitalgebäudes, gegenüber dem Gasthaus zum Hecht (heute Schlosskino) wo offenbar das Zentrum des Fischmarkts war. Im Jahr 1693 erhielt Steinmetz JAKOB WILLI aus Tannenberg (Bregenz), der einer 1619 in Rapperswil eingebürgerten Familie entstammte, den Auftrag, den Brunnen neu zu gestalten. Die Auffüllung des inneren Hafens um 1835 und der projektierte Neubau des Heiliggeistspitals durch FELIX WILHELM KUBLY liessen es als richtig erscheinen, den Brunnen aus der Enge der Fischmarktgasse herauszunehmen und auf den neu gewonnenen Platz zu stellen. 1842 beschloss man die Neuerrichtung des Brunnens im Kostenbetrag von 1512 Gulden. Der noch bestehende Brunnen ist etwas grösser als derjenige auf dem Engelplatz, aber sonst bis ins Detail gleich gearbeitet.

Etwa dort, wo der Brunnen früher gestanden hatte, wurde 1845 ein Ovalbecken mit toskanischem Brunnenpfeiler gesetzt, welcher auf die (Fischmarkt-) Strasse und den Spital (heute Altersheim) hin einen Ausguss besitzt.

Der alte Brunnen in der Webergasse, angeblich 1815 errichtet, bestand aus zwei rechteckigen Steinbecken und einer einfachen Brunnensäule. Zur Zeit des Jugendstils erstellte man den heutigen Brunnen in der Form eines Kelchbeckens mit obeliskförmigem Brunnenstock.

Der Brunnen in der Gartenstrasse, ehemals aus Stein gebaut, besteht heute aus einer gusseisernen, gerippten Schale. Der Wasserhahn steckt in einer ebenfalls gegossenen Tafel mit der Inschrift: «CASP. AEPPLI RAPPERSWYL 1877». Die 1852 errichtete Giesserei und mechanische Werkstatt von Caspar Aeppli gab der Uferpartie am nordöstlichen Schlosshang ihren Namen: Giessi. Trotz wachsenden Aufträgen für Leitungsrohre aller Art ging die Firma 1899 in Konkurs.

Der Brunnen auf dem Endingerplatz wurde 1814 errichtet. 1864 ist die jetzige Anlage entstanden. Das massive rechteckige Wannenbecken aus einem Kalksteinmonolith lehnt sich zusammen mit dem gedrungenen Brunnenpfeiler an die Gartenmauer des Endingerhofs an.

 

Nicht mehr bestehende Brunnen

Seit alters stand ein Brunnen in der Marktgasse bei der ehemaligen Metzg. Im Jahre 1616 wurde dem Bildhauer JAKOB BRENY, der sich seit 1610 in Konstanz aufhielt, die Bedingung gestellt, «ein kunststück und ein stein uff den Brunnen in der Metzg in sein costen (zu) machen, ansonst er des Bürgerrechts verlustig ginge». Ob dieser Brunnen zur Ausführung gelangte, ist nicht bekannt. Noch 1872 erstellte man einen Biedermeier Brunnen, der um die Jahrhundertwende an das Endingertor beim Kapuzinerkloster verlegt und 1949 durch einen Neuen ersetzt wurde. Der Brunnen bestand aus einem halbrunden Becken und einem von seitlichen Voluten gerahmten Brunnenstock, der einen dorischen Säulenstumpf mit bekrönendem Knauf aufwies.

Bis vor einigen Jahren stand ein Brunnen mit gebuckeltem Becken in der Kluggasse beim Treppenaufstieg zum Haus Nr. 9. Er war 1842 neu errichtet worden.

Ein Brunnen stand ehemals auch über dem Mülibach am Eiergässli (Herrenbrunnen). 1815 hatte man ihn erneuert.

Ein weiterer Brunnen stand beim alten Pfauen (heute Stadtbibliothek), der 1847 eingerichtet wurde und zugleich öffentlicher Brunnen war.

Schliesslich sei noch der zweiteilige Brunnen mit mittlerem Brunnenpfeiler beim neuen Pfauen ausserhalb der Stadt erwähnt, der wohl mit dem Neubau errichtet worden war. Im neuen Pfauen – heute Sonnenhof – war auch ein Pferdewechsel!

 

Spannende Literatur zur Geschichte

  • Buch «s’Heidemaitli» von Josef Hollenstein, Rapperswil
  • Buch «De Usschäller» von Josef Hollenstein, Rapperswil
  • Buch RAPPERSWILER STICHE von Barbara Handke und Josef Hollenstein
  • Buch RAPPERSWIL - ZUR GUTEN ALTEN ZEIT von Hans Rathgeb 1968