Die Geschichte der WASSERVERSORGUNG Rapperswil
Wasserversorgung Rapperswil-Jona
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1870
Im frühen 14. Jahrhundert erbauten die Bürger von Rapperswil den ersten Brunnen beim Hauptplatz. Versorgt wurde er über hölzerne Rohrleitungen, sogenannte Tüchel, die das Wasser über vier Kilometer aus der Tägernau in die Altstadt von Rapperswil via Halstor leiteten. Die Tüchel waren ausgehöhlte Baumstämme, meist Lärchen oder Föhren, die im Winter gefällt und ausgebohrt wurden. Im Tüchelweiher vor der östlichen Stadtmauer wurden die fertiggestellten Holzröhren bis zu ihrer Verwendung nass gelagert. Mit Verordnungen und Mandaten des Rates wurde die Instandhaltung der Wasserleitung gewährleistet. So war ein Brunnenvogt während des ganzen Jahres für die Herstellung und die Vorratshaltung der Tüchel verantwortlich. Ursprünglich wurden die Leitungen ohne Erdüberdeckung verlegt. Nach mehrfachen Belagerungen der mittelalterlichen Stadt grub man sie in den Boden ein. Da die Tüchel naturbedingt dauernd ersetzt werden mussten, oblag es dem Brunnenvogt, jeden männlichen Einwohner zwischen 15 und 30 Jahren jährlich für einen Tag Frondienst aufzubieten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts nahm der Rat dann festangestellte «Tüchelmanne» unter Vertrag. 1868 wurden die Holzleitungen ersetzt und die Fassung in der Tägernau ausgebaut. Das Trinkwasser kam ab dann in eisernen Röhren. Nur gusseiserne Leitungen und Verbindungsstücke wurden zugelassen. Für die Giesserei Caspar Aeppli eröffnete sich dadurch an der Kempratner Bucht (Giessi) ein einträglicher Geschäftszweig. |
1900
Ursprünglich oblag die Wasserversorgung mit Quellwasser aus der Tägernau der Ortsgemeinde Rapperswil. Im Jahr 1836 erfolgte der Übergang von der Ortsgemeinde an die politische Gemeinde Rapperswil. Im Jahr 1874 wurde in der Tägernau eine Quellwasser-Ergiebigkeit von 528 l/min gemessen. Im Jahr 1886 eine solche von 360 l/min. Diese grossen Schwankungen hatten kurzfristige Lieferengpässe zur Folge. Um diese Schwankungen auszugleichen, wurde im Jahr 1900 das erste Reservoir beim Schloss Rapperswil in Betrieb genommen. Somit konnte das Quellwasser aus der Tägernau erstmals vor Ort gespeichert werden. |
1909
Bis 1908 genügten die Wasserressourcen für die Stadt Rapperswil. 1909 erfolgte zur Erhöhung der Versorgungssicherheit der Bau einer zweiten Quellfassung in der Tägernau. |
1922
In den Jahren 1920 und 1921 herrschte eine grosse Trockenheit. Anstelle der benötigten 1'800 l/min lieferten die Tägernauer Quellen nur noch geringe 700 l/min. Aus diesem Grund wurde das Grundwasserpumpwerk Hanfländer projektiert, gebaut und 1922 in Betrieb genommen. |
1935
Nach 1923 ging die Ergiebigkeit sowohl der Tägernauer Quellen als auch der Grundwasserpumpanlage Hanfländer weiter zurück. Die politische Behörde war gefordert, die Frage der Sicherung der Wasserversorgung mit aller Gründlichkeit zu prüfen. Von Anfang an war klar, dass nur die Erstellung eines zweiten, grösseren Grundwasserpumpwerkes in Frage kam. Der Bau eines Seewasserpumpwerkes wurde infolge der hohen Erstellungskosten nicht ernsthaft erwogen. So wurde der Geologe Dr. J. Hug von Zürich mit der Untersuchung im Gebiet Busskirch beauftragt. Nachdem durch eine Probefassung festgestellt wurde, dass keine Verbindung mit dem Zürichsee besteht, wurde südlich des Strandweges, auf Rapperswiler Gemeindegebiet, eine erste Sondierbohrung ausgeführt. Obwohl die oberen Erdschichten ein günstiges Resultat erhoffen liessen, mussten die Arbeiten an dieser Stelle als aussichtslos aufgegeben werden. Gestützt auf neuere Untersuchungen wurde daraufhin im Busskirchacker, auf Joner Gemeindegebiet, eine neue Probebohrung vorgenommen, welche sich als vielversprechend erwies. 1934 erfolgte der erste Pumpversuch, welcher eine genügende Ergiebigkeit ergab. Der Weg für die Realisierung des Grundwasserpumpwerkes Busskirch war frei, welches 1935 in Betrieb genommen wurde. |
1951
Im Jahr 1951 erfolgte der Ausbau des Pumpwerkes. Ziel des Ausbaus war, die Leistung des Grundwasserpumpwerkes massiv zu steigern. Ohne nennenswerte bauliche Anpassungen wurden zwei neue Vertikalbohrlochpumpen für eine Fördermenge von je 2'700 l/min, mit einer Förderhöhe von 75 m eingebaut. Die Montage der Motoren erfolgte direkt über dem Brunnen, auf Höhe des Pumpenhausbodens. Neben dem neuen Standort der zwei Pumpen wurden im Inneren des Gebäudes sämtliche Rohrleitungen, Armaturen sowie die Fernwirkanlagenteile ersetzt. Die Erhöhung der Förderhöhe war notwendig, da gleichzeitig mit der WV Jona ein neues Reservoir auf dem Meienberg erstellt wurde, welches deutlich über dem Niveau des bestehenden Reservoirs Lindenhof lag. Die Konzessionserhöhung von 2'000 auf 5'000 l/min führte zur Einsprache der Wasserversorgung Jona. Einerseits wurde eine Beeinträchtigung der bestehenden Grundwasseranlage Jonenhof andererseits die Beeinflussung des zukünftigen Grundwasserpumpwerkes im Grünfeld befürchtet. Aufgrund der hohen Ergiebigkeit des gesamten Grundwasserbereiches wurde für das GWPW Busskirch eine Konzession von 1'895'800 m3 pro Jahr erteilt. |
1974
Infolge weiteren Rückgangs des Quellwassers in der Tägernau erfolgte 1966 die erste Bohrung eines Grundwasserbrunnens etwas östlicher der Quellfassung. Nach erfolgreichen Pumpversuchen wurde das Grundwasserpumpwerk Tägernau erstellt und 1974 in Betrieb genommen. Die Quellfassungen aus dem Mittelalter wurden damit zu Gunsten eines modernen Pumpwerkes mit grösserer Entnahmeleistung abgelöst. Foto: Das Grundwasserpumpwerk Tägernau, Baujahr 1974 |